04.12.2025 07:22
Köln (epd). Die ARD-Nahost-Korrespondentin Sophie von der Tann weist Teile der Kritik an ihrer Arbeit als Diffamierung zurück. "Solche Unterstellungen entbehren jeglicher Grundlage", sagte von der Tann am Donnerstag im "Morgenmagazin" der ARD zu dem Vorwurf, sie schüre Judenhass, indem sie parteilich und verzerrt zulasten der israelischen Seite über den Nahost-Konflikt berichte.
"Mich trifft das auch persönlich. Ich lebe in dem Land", sagte die BR-Journalistin, die seit 2021 im ARD-Studio Tel Aviv arbeitet. Sie habe enge Freunde, die vom Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023 betroffen seien und Angehörige verloren hätten. Trotz allem sei es ihr Job als Journalistin, die "Balance zu schaffen zwischen Empathie und Distanz".
Sachliche Kritik nehme sie sehr ernst. Um sich zu verbessern, sei es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. "Diffamierungskampagnen und vollkommen haltlosen Unterstellungen" indes müsse man selbstbewusst entgegentreten. Das gehe hin bis zu Hass und Hetze im Internet, die justiziabel sein könnten.
Unterdessen unterzeichneten mehr als 70 Nahost-Korrespondenten sowie andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutschsprachiger Medien einen Brief, der Solidarität mit von der Tann ausdrückt. "Es ist normal, dass wir als Journalisten von allen Seiten mit Kritik an unserer Arbeit konfrontiert werden", heißt es in dem Schreiben, das Reporter ohne Grenzen (RSF) veröffentlicht hat. "Sachlicher Kritik stellen wir uns täglich. Die derzeitigen Angriffe haben jedoch jedes Maß verloren. Sie zielen offenbar darauf ab, das Ansehen unserer Kollegin zu zerstören sowie kritischen Journalismus zu delegitimieren."
Bereits am Dienstag hatte sich RSF solidarisch mit der ARD-Journalistin gezeigt. Der aktuelle Shitstorm sei "nicht auf Social Media beschränkt", erklärte die Organisation. Vor diesem Hintergrund kritisierte RSF auch auch die Rolle von Vertretern des israelischen Staates. Wenn diese "ihre Reichweite und ihren Einfluss dazu nutzen, einzelne Medienschaffende namentlich zu diffamieren, überschreiten sie eine Grenze", sagte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.
Von der Tann soll am Donnerstagabend in Köln zusammen mit ihrer BR-Kollegin Katharina Willinger, der Leiterin des ARD-Studios Istanbul und Teheran, für ihre journalistische Arbeit mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus ausgezeichnet werden. Während die Jury von der Tann als "eine krisenfeste und unerschrockene Korrespondentin" bezeichnete, die sich nicht scheue, Dinge beim Namen zu nennen, werfen ihr pro-israelische Vertreter Parteilichkeit vor.
Der Sonderpreis des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises, der nach dem ehemaligen ARD-"Tagesthemen"-Moderator benannt ist, geht an "Reporter ohne Grenzen", der Förderpreis an den WDR-Journalisten Borhan Akid. Hauptpreise und Förderpreis sind mit jeweils 2.500 Euro dotiert.
kfr/rid
Zuerst veröffentlicht 04.12.2025 08:22 Letzte Änderung: 04.12.2025 17:04
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Auszeichnungen, NEU
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